Für die Beurteilung der Bestandszuverlässigkeit eines Lagers ist es unbedeutend, ob festgestellte Abweichungen positiv oder negativ sind. Deshalb gehen auch bei der Berechnung des Stichprobenfehlers alle Abweichungen mit ihrem Absolutbetrag in das Ergebnis ein. Grundsätzlich gilt die “Faustformel”, dass Abweichungen einer Aufnahmeposition, die unter 10 % liegen, nur geringe negative Auswirkungen auf das Ergebnis haben. Hingegen beeinflussen hohe Abweichungen (≥ 100 %) bereits in geringer Anzahl das Ergebnis bedeutend.
Sicherlich sind die Anzahl der täglichen Bestandsfehlerkorrekturen ein erstes Indiz dafür, ob die Qualität der Lagerbuchführung für den Einsatz der Stichprobeninventur ausreichend ist. Auch ist das Ergebnis der letzten vollständigen Aufnahme aufschlussreich. Wenn hier wenige Abweichungen festgestellt wurden und der absolute bewertete Differenzenwert in keiner Relation zu den Kosten der durchgeführten Vollaufnahme steht, kann das einen weiteren Hinweis auf die Sinnhaftigkeit der Stichprobeninventur geben.
Des Weiteren ermöglicht eine zeitnah durchgeführte Vollaufnahme die Durchführung von Stichprobeninventursimulationen. Da für jede Grundgesamtheitsposition Soll- und Istbestand vorliegen, ist es hier möglich, eine große Anzahl von verschiedener Inventursimulationen (≥ 100) durchzuführen, um hierdurch die Lagereignung für eine “echte” Stichprobeninventurdurchführung zu beurteilen.
Eine Test-Stichprobeninventur ist eine Stichprobeninventur, die als “Vorlauf” zu einer Echt-Stichprobeninventur die zielsicherste Aussage über eine ausreichende Bestandssicherheit ermöglicht. Auch können hier ggf. aktuelle bestandsunzuverlässige Lagerbereiche identifiziert und ausgeschlossen oder sofern die Zeit bis zur Echt-Stichprobeninventur noch ausreicht, “verbessert” werden. Eine Test-Stichprobeninventur ist ebenfalls sinnvoll, die Einstellung der Berechnungsparameter zu überprüfen und das Verfahren der Stichprobeninventur kennen zu lernen.